Re: Trainerausbildung Poischwingen


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Verfasst von Wolfgang Schebeczek (redaktion [AT] jonglieren . at) am 09. Februar 2004 um 15:08:21:

Als Antwort auf: Trainerausbildung Poischwingen verfasst von Klaus Scheuermann am 09. Februar 2004 um 06:08:42:

Lieber Klaus Scheuermann,

Sie schreiben an die Redaktion von jonglieren.at bzw. das Diskussionsforum "Open Page":

: mit einigen Erstaunen habe ich die verschiedenen Beiträge zur
: Trainerausbildung Poischwingen gelesen. Ich weiß nicht ob es
: in Ihrem Interesse ist, dass dort angefangen vom Aufruf zu
: krimiellen Handlungen bis hin zu persönlichen Beleidigungen
: meiner Person (Klaus Scheuermann) alles auftaucht.

Als verantwortlicher Redakteur habe ich mir nochmals alle 22 Beiträge (Stand 9.2.2004, 14:00) in den Diskussions-Threads "Zertifizierter Poi Schwinger", "Zertifizierter Ball-Jongleur?", " Zertifizierter Zertifizierer" durchgesehen. Ich nehme an, dass Sie sich hierauf beziehen.

Alle Beiträge befassen sich, soweit sie sich nicht auf Sachinformation beschränken oder vom Thema abschweifen, mit der Idee des Poi-Trainerzertifikats, das nach einem mehrtägigen Kurs erworben werden kann. Und zwar ausschließlich in satirischer Form, was aufgrund der Übertreibungen und Absurditäten leicht erkenntlich ist. Sollte es aber trotzdem dieser Klarstellung bedürfen, sei sie hiemit gemacht.

Auf Ihre Person beziehen sich lediglich zwei der 22 Beiträge: Nach Erscheinen von http://www.jonglieren.at/forum/openpage/messages/2965.html habe ich überlegt, ob das Wortspiel mit ihrem Familiennamen als persönliche Beleidigung missverstanden werden kann, bin dann aber zu dem Schluss gekommen, dass im Kontext der Debatte aus dem Posting zweifelsfrei hervorgeht, dass sich das "bescheuert" nicht auf Sie, sondern die Idee des Poi-Trainerzertifikats bezieht. Auch in 2967.html kann ich keine persönliche Beleidigung erkennen. Bei Nomenklaturneuschöpfungen muss wohl Kritik erlaubt sein.

Gar nicht folgen kann ich Ihnen bezüglich des Vorwurfs zum Aufruf zu kriminellen Handlungen. Ich nehme an, Sie beziehen sich auf 2980.html. Wörtlich genommen ist dies in erster Linie nicht ein Aufruf zu einer kriminellen Handlung, sondern das Angebot einer solchen. Daraus, sowie aus Form, Kontext und weil der vermeintliche Anbieter mit gültiger E-Mail- und Homepage-Adresse unterzeichnet, ist wohl leicht der satirische Charakter dieses Postings erkennbar.

: Abgesehen von der Unwissenheit und Ignoranz, die aus diesen
: Beiträgen spricht, bin ich sehr verwundert, dass Sie diese
: Haltung dadurch unterstützen, dass Sie solchen Personen ein
: Forum bieten.

Über Unwissenheit und Ignoranz lässt sich streiten, aber auch zutreffendenfalls sehe ich hier keinen Grund, als Zensor einzuschreiten. Es steht ja jedermann/frau frei, Dinge richtig zu stellen. Selbstverständlich würde ich es sehr begrüßen, wenn Sie davon Gebrauch machen und im Diskussionsforum näher ausführen, worin diese Unwissenheit und Ignoranz besteht.

: Ich erwarte, dass diese Beiträge umgehend entfernt werden und
: durch Sie als auch die betreffenden Personen eine Entschuldigung
: mir gegnüber ausgesprochen wird.

Haben Sie bitte Verständnis, dass die Open Page ein freies Diskussionsforum ist, das keiner Moderation oder Zensur unterliegt. Natürlich mit der Ausnahme, dass Spam und strafrechtlich Relevantes nicht geduldet wird. Wie oben ausgeführt, sehe ich letzteres aber hier nicht erfüllt. Ich möchte hier aber trotzdem nochmals bekräftigen, dass niemand Sie persönlich beleidigt oder verunglimpft hat oder dies beabsichtigte. Ich spreche hier in meinem Namen, glaube aber auch, im Namen aller DiskutantInnen sprechen zu dürfen. Die beiden Autoren der Postings, die auf ihre Person Bezug nehmen, werden dies sicher noch in eigenen Stellungnahmen ausführen.

Um von der Ebene von Rechtsstreitigkeiten wegzukommen, lassen Sie mich hier aber noch einige persönliche Anmerkungen anschließen. Ich bin etwa zwanzig Jahre in der Jonglierszene unterwegs und hab in dieser Zeit schon manch krause Idee in Bezug auf die Vermarktung des Jonglierens und die Reglementierung des Jonglierunterrichts erlebt. All diesen Ideen und "Geschäftsmodellen" war gemeinsam, dass Sie den Idealen der Jonglier-Community, wie sie sich in den letzten 30 Jahren in Europa und den USA herausgebildet hatten, diametral entgegengesetzt waren. Zum Glück hat kaum eine überlebt oder größeren Schaden angerichtet. Auch die Idee, Jonglierleistung und -ausbildung zu zertifizieren, ist nicht neu, hat sie doch niemand Geringerer als Dave Finnigan bereits in seinem klassischen Lehrbuch propagiert. Jedoch - und das muss ihm zu Gute gehalten werden - fern von jeder Vermarktungsstrategie. Überlebt hat sie trotzdem nicht, in dem Remake seines Buchs ist sie nicht mehr vorhanden. Spott hat sie ihm allerdings jede Menge eingebracht. Eben genau, weil sie mit den genannten Idealen nicht verträglich war.

Da ich mich mit Ausnahme von historischen Aspekten nicht mit dem Poischwingen befasse, kann ich nicht kommentieren, wie die Poigemeinde diese Dinge sieht. Natürlich steht ihr frei, ihre Sache ganz anders aufzuziehen. Aber Jonglieren und Poischwingen sind zumindest verwandt und die jeweiligen "Communities" überlappen sich. Daher gibt es Gemeinsamkeiten und auch Reibungspunkte. Mit vielen JongleurInnen teile ich jedenfalls das Missbehagen daran, dass das Poischwingen heute zum Teil regelrecht als Hype aufgezogen und vermarktet wird. Und wir sind sensibel gegenüber allem, was sich in dieser Richtung tut.

Genau deswegen habe ich mich selber an der Open-Page-Debatte mit einem satirischen Pamphlet beteiligt (2969.html), und es wird Ihnen nicht entgangen sein, dass ich mich nirgends direkt oder indirekt auf Sie beziehe. Ich muss gestehen, dass der Grund nicht Vorsicht oder Scheu vor persönlicher Konfrontation war. Vielmehr sind Sie mir als ein Mann bekannt, der sich mit Lehrbuch und Unterrichtstätigkeit um das Poischwingen verdient gemacht hat, und ich hatte insgeheim die Hoffnung, dass diese (meiner Meinung nach unsägliche) Idee mit den Poi-Trainerzertifikaten nicht von Ihnen stammt, sondern ein Marketinggag des oberösterreichischen Instituts war, das Sie engagiert hatte. (Daher auch die vielen Österreichbezüge in meinem Posting.) Ihre forsche Reaktion hat diese meine Hoffung zwar erschüttert, aber ich habe sie noch nicht ganz aufgegeben...

In der Hoffnung, Missverständnisse ausgeräumt zu haben und etwaig verbleibende in freundschaftlich-kritischer Diskussion zu lösen, verbleibe ich
mit herzlichen Grüßen,

Wolfgang Schebeczek
Redaktion jonglieren.at



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