Re: Artis-TICK, euforie der anfangsjahre, harsche worte. Errata & Addenda


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Verfasst von Wolfgang Schebeczek am 13. Juli 2005 um 21:55:03:

Als Antwort auf: Re: Artis-TICK, euforie der anfangsjahre, harsche worte verfasst von janosch rabiatov am 10. Juli 2005 um 09:28:23:

: : : als der verein gegründet wurde, war internet nicht mehr
: : : als ein gerücht.

: : Hüstel..

: darf daran erinnern, dass sich der alois haselböck ganz schön
: lächerlich gemacht hat bei er gründungsversammlung, als er
: seine mailadresse zum besten gab...

Darf daran erinnern, dass es JonglOesterreich schon vor der Gründungsversammlung gab, mit immerhin 45 JongleurInnen (Stand Anfang 97). Z. B. wurde das wohl bereits legendäre, von Sabina organisierte Jonglier-Wander-Schutzhütten-Wochenende am Peilstein (28./29. Sept. 96) via die Mailliste verbreitet. Würde mich daher wundern, wenn das Thema E-Mail bei der Gründungsversammlung auf Unverständnis gestoßen sein sollte. Und kann mich auch absolut nicht an dieses Detail erinnern.

: : : der verein war kommunikationsplattform, nun ist es das netz.
: : : und wir musten das jonglieren seinerzeit auf der wiese von
: : : vorn erfinden, die nächste generation jedoch kann sich die
: : : tricks herunterladen.

Also, wenn ich auch da etwas korrigierend eingreifen darf: Erstens war der Verein nicht nur Kommunikationsplattform, sondern auch und vor allem Plattform für Aktivitäten, und zwar ganz unvirtuelle, die durch kein Computernetz der Welt ersetzt werden können. Das ist es wohl auch, wonach Reinhard gefragt hat.

Zweitens sind - was die Kommunikationsplattform betrifft - Tricks & Technik eigentlich nicht im Vordergrund gestanden. Ja, es gab einige (wenige) Tick-Artikel dazu und die Zirkulationen, aber im Großen und Ganzen ist das Technik-Know-How anderswo erworben worden.

Drittens musstest du nicht alles auf der Wiese von vorn erfinden. (He, warst du nicht semesterlang in meinen Jonglierkursen?) Und im Übrigen auch nicht die Generation vor dir. Es gab immerhin jene Dinger, die aus längs einer Kante zusammengeleimten unregelmäßig geschwärzten Papierblättern bestanden, wo dann am obersten z. B. "The Juggling Book" stand, oder "Kaskade", oder "Juggler's World". Zugegeben, mit fortschreitendem Analphabetismus scheint dieses Medium ein wenig aus der Mode zu kommen; aber unter uns gesagt: Die Jongliervideos im Netz - so nützlich, anregend & köstlich manche auch sein mögen - können nicht alles vermitteln. Ja, und natürlich gabs auch damals schon die Festivals mit regem Trickaustausch.

Es stimmt aber, dass die heutige (virtuelle und leibhaftige) Omnipräsenz von JongleurInnen eine andere Ausgangslage schafft, um all den Wissensschatz rasch aufzusaugen und zu erweitern. Aber was den Wissenserwerb punkto Jonglieren (und überhaupt) betrifft, sollte man das Internet auch nicht überschätzen. Ja, für erste, schnelle und ungefähre Antworten kann es ein Segen sein. Aber wenn ich was genau wissen will, setze ich nach wie vor auf Live-Kontakt (Workshops, individueller Austausch) oder konsultiere noch lieber (oK, ein persönlicher Tick) Bibliotheken. (Das sind diese altmodischen Einrichtungen, die versessen darauf sind, die oben erwähnten zusammengeleimten Papierblätter zu horten.) Übrigens, weil gerade jemand im Forum berichtet hat, dass er "sehr lange nach vernünftigen Seite suchen [musste], die sich mit dem Diabolospielen beschäftigen": In zusammengeleimter Form gibts jede Menge solcher vernünftiger Seiten...

: [...] aber die wiesentreffs waren anfangs nur ein gerücht,
: selten und schwer zu finden.

Nau, nau, nau. Eigentlich wars in Wien damals viel einfacher wie heutzutage, wo man rausfinden muss, an welchem Tag sich eigentlich wirklich was tut im AKH. Es gab _ein_ Wiesentreffen, jahrelang immer gleicher Ort und gleiche Zeit: Mittwoch, Jesuitenwiese, hinterm Spielplatz. Da gabs doch wohl kein Problem, oder? (Ok, es sind zwei Spielplätze auf der Jesuitenwiese. Und die Fußballer und die Gelsen waren ein Problem.)

: ich konnte nicht einmal drei bälle halten, da hat der
: jongliervater schebeczek schon fünf ringe gemacht...

Das tät ich ja gern so stehen lassen. Aber um der Wahrheit die Ehre zu geben: fünf Ringe kann ich noch immer nicht. Und wenn ich schon namentlich erwähnt werde: Eine Jonglierszene (in Österreich und anderswo sowieso) gabs im Übrigen auch schon, bevor ich dazugestoßen bin.

: überhaupt verbildet die rabiate legende die menschen,
: GLAUBTS DAS ALLES JA NICHT! ich lüge wie gedruckt,
: [...]

Nein, Janosch, das lass ich auch nicht durchgehen. Deine Äußerungen sind zwar oft, ... äh ... pointiert, aber sie enthalten immer ein Körnchen Wahrheit. ;-)

: : Eben nur fast. Nicht jeder kann sich ne eigene Hazienda
: : im Weinviertel leisten zum Trainieren, manche brauchen
: : noch die Turnsäle.

: zur hazienda: ein grosses wort für eine alte bauernkate inmitten
: der endlosen rübenfelder des ostens. hier wird jedenfalls nicht
: nach gutsherrenart im zweispänner gefahren, sondern in
: gummistiefeln durch den schlamm gegangen...man stellt sich
: das oft grösser und schöner vor, als es ist.

Also, da hätt ich eine Idee. Lad uns alle Zweifler doch zu einem Endlosen-Rübenfelder-des-Ostens-Jonglierfest (ERDOJ klingt doch gut) ein und die Haziendagerüchte werden auf ewig verstummen. (Oder auch nicht, dann können wir aber vielleicht mit der Aussicht auf ERDOJ II, III... zum Schweigen gebracht werden... ;-)

wolfgang



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