Passingspiele
  jonglieren.at: Spielen...: ... um des Spielens willen: Passingspiele

  Roman Kellner

  Janosch Slama: Cartoon

  aus:
    Tick. Die Zeitung von Artis-Tick, Nr. 17 (Frühling 2001), p 5

         
Zugegeben, das klingt nach einer Tautologie, ist doch jedes Passing auch Spiel. Außer acht Keulen Single vielleicht, da hört sich der Spaß auf. Aber das ist eine andere Geschichte. Was wir hier meinen, ist Passing, das seinen Reiz gerade dadurch erhält, dass es kein absehbares Muster gibt. Der Aufbau entstammt im Wesentlichen den Erinnerungen an Workshops des von internationalen Conventions bekannten Passing-Freaks Tarim.


Farben- oder Ansagepassing

 
Erfordernis: gutes Shower- oder Two-Count-Passing mit links. Keine Sorge, das Gefühl, plötzlich wieder ganz am Anfang zu stehen, gibt sich schneller als damals. Ein guter Einstieg in dieses "Muster" ist, abwechselnd immer fünf Passes links und fünf Passes rechts jeweils mit einem Selbstwurf dazwischen zu werfen. Bei den Übergängen von links auf rechts und umgekehrt gibt es keine Selfs. Dann auf jeweils drei und schließlich auf jeweils einen verkürzen. Hat der werte Leser, die geschätzte Leserin das Muster erkannt? Genau! Jetzt ist es Pass-Pass-Self, nur verkehrt angegangen.

Das war die Vorbereitung. Die Idee von Ansagepassing ist nun, dass einer der Jongleure oder abwechselnd beide hintereinander bei jedem ersten Pass auf einer Seite eine Zahl zwischen eins und fünf ansagt, die dann geworfen wird. Beim ersten Pass der anderen Hand kommt eine neue Zahl. Ist die Zahl eine Eins, folgt gleich mit dem nächsten Wurf wieder ein Pass mit der anderen Hand. Ein permanentes 1-1-1-... wäre die Ansage zu Ultimate-Passing.

Eine andere Variante macht die Farbe der Keulen zum Kriterium für die Menge der Würfe. Dazu müssen Keulen verschiedener Farben ausgewählt werden, im einfachsten Fall zwei, im absurd schwierigen Fall fünf oder sechs verschiedene Farben. Nun muss nur noch bestimmt werden, wessen Keulen entscheidend sind. Nehmen wir an, die Keulen in den Händen von Passer A sind entscheidend. Er beginnt mit einer grünen Keule. Zuvor wurde grün mit der Zahl drei assoziiert. Also gibt es rechts drei Würfe. Anschließend folgt der erste Wurf mit links. Der erfolgt zum Beispiel mit einer roten Keule, die an die Zahl eins gekoppelt ist. Also ist der nächste Wurf schon wieder ein rechter. Und so weiter.

Strafverschärfend kann auch die Rolle des maßgeblichen Jongleurs wechseln, etwa bei "ungeraden" Passes. Wurde also von A eine Keule gepasst, die für eine ungerade Zahl steht, so ist für das nächste "Set" die Keule des/der Jongleurs/-eurin B ausschlaggebend. Bei "geraden" Würfen bleibt jedoch alles gleich.

Alles klar? Schade, ich habe mich echt bemüht.


Wörterpassing

 
Ein weiteres originelles Spiel verlangt ebenfalls solides Links-rechts-Passing. Ein beliebiges Wort wird nach Konsonanten (Selbstlauten) und Vokalen (Mitlauten) getrennt gepasst. A, E, I, O und U sind Passes, die Konsonanten Selbstwürfe. Klappt das, - und das dauert - lässt sich der Schwierigkeitsgrad erhöhen, indem etwa Umlaute oder "IE" als doppelte Selfs oder Passes geworfen werden. Das Ganze ist zermürbend und lässt einen abwechselnd mal an den eigenen Passing- mal an den Schreibkünsten zweifeln.

Wörterpassing zum Frühstück

Ein paar Empfehlungen in diesem Zusammenhang noch: Sicher lustig zu passen ist der längste Ortsname, der laut Guiness-Buch der Rekorde heute noch benutzt wird: Taumatawhakatangihangakoauauotamatea (turipukakapikimaungahoronuku) pokaiwhenuakitanatahu. Es handelt sich um einen Hügel auf der Nordinsel Neuseelands. Ein bisschen langweiliger ist vielleicht das Wort gvprtskvnis. Es ist Georgisch und bedeutet "er beobachtet uns".



Roman Kellner (Wien, E-Mail: roman [AT] diekeulquappen . at) ist Jongleur und beschäftigt sich auch mit anderen Varietékünsten. Er tritt gemeinsam mit Lisi Gräf als Duo Die Keulquappen auf, schätzt aber das Jonglieren auch wegen seiner spielerischen Qualitäten. Berufliche Tätigkeit als Journalist für Greenpeace Österreich, Redakteur und Verfasser zahlreicher Artikel für das österreichische Jongliermagazin Tick.
Janosch Slama (Wien) ist Grafiker, Jongleur, und "Direktor" des Circus Rabiat. Produzent zahlreicher Jonglier-Cartoons, die in Tick und anderen Publikationen veröffentlicht worden sind.
 
Weitere Beiträge auf den Webseiten von jonglieren.at: siehe: Index: Kellner, Roman bzw. Index: Slama, Janosch

Alle Rechte verbleiben bei Autor bzw. Grafiker. Veröffentlicht mit deren Einverständnis und mit freundlicher Genehmigung von Artis-Tick. Jänner 2002.