Shakercups
  jonglieren.at: Theorie & Praxis: Shakercups

  Banausen verbinden mit ihnen vor allem Lärm. Doch hält man sie erst selber in Händen, erkennt man, dass sie was haben. Was auch immer. Eine Anleitung.

  Roman Kellner

  Martin Hammer: Foto

  aus:
    Tick. Die Zeitung von Artis-Tick, Nr. 18 (Sommer 2001), p 5

         
"Es ist so furchtbar still.
Mir fehlt der Krach."
Erich Kästner, Dr. Erich Kästners lyrische Hausapotheke

Shakercups sind ein selten gebrauchtes Requisit. Das ist wohl vor allem dem Krach, den sie erzeugen, zuzuschreiben. Doch das ist schade, denn sie sind relativ leicht zu erlernen, machen gute Stimmung (außer am Trainingsort) und erwecken gerade ob ihrer Seltenheit Neugier.
Shakercups sind kegelförmige Metallbecher, deren Boden meist durch eine Schraube etwas beschwert ist. Je größer die Öffnung, desto einfacher das Fangen. Allerdings ist die Auswahl an Modellen nicht allzu groß. In Europa sind meines Wissens derzeit nur Cups der Marken Henrys und von Beard zu erhalten.

cup ist nicht gleich cup...
cup ist nicht gleich cup...

Prinzipiell verhält es sich mit Shakercups ähnlich wie mit Keulen. Sie können als "Flats" ohne Drehung geworfen werden, am häufigsten aber sind die einfachen (Singles) und die doppelten (Doubles) Drehungen. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, sie nur um 90 Grad zu drehen und auf der Kante aufzufangen.
Jongliert werden in der Regel drei bis - ähem - acht Stück. Die Cups können mit der Hand oder, und das ist der Clou der Sache, mit den anderen Cups gefangen werden.

Am besten beginnt man mit zwei Bechern, um ein Gefühl für die Drehung zu bekommen und sichere Singles und Doubles zu werfen. Klappt das, kann man sich daran machen, die Cups auch hinter dem Rücken oder unterm Bein zu fangen.
Es empfiehlt sich, locker in den Knien zu sein, um auch Becher noch knapp vor dem Boden auffangen zu können. Aus eben diesem Grund ist das Jonglieren mit Shakercups übrigens deutlich schweißtreibender als mit Keulen oder Bällen. Und das hat nichts mit der Angst vor den Sanktionen der TrainingskollegInnen zu tun.

Ist ein dritter Becher im Spiel, kann ein Cup abwechselnd von einer Hand in die andere geworfen werden. Spätestens bei der Kaskade zeigt sich, dass den Cups die gewohnten Griffe fehlen, aber nach ein paar Versuchen sollte sie klappen.
Mit drei Bechern ist auch schon das erste fortlaufende Multiplexmuster möglich. Multiplexwürfe sind Würfe, bei denen aus einer Hand mehrere Becher zugleich geworfen werden. In diesem Fall beginnt man z. B. mit zwei in der rechten und einem in der linken Hand. Die rechte wirft nun beide so, dass eine in der linken und eine in der rechten Hand gefangen wird. Während des Fluges übergibt die linke Hand den Becher in die rechte, so dass der eine Becher in die leere linke Hand und der zweite Becher in den übergebenen Becher in der rechten Hand fällt usf.

shakercups fallen  
shakercups fallen aus dem Rahmen...  
aus dem
Rahmen...

Ein ähnliches Muster lässt sich auch mit vier Bechern jonglieren. Schön sind auch versetzte oder parallele Säulen. Wer sich ein wenig spielt, wird viele neue Tricks und Muster entdecken. Nett ist es zum Beispiel, eine Single von einer Hand in die andere zu werfen und darüber in die andere Richtung eine Double. Oder auch zwei Singles, die zugleich die Hände wechseln.

Fünf Cups ermöglichen das bei drei Cups erklärte Muster ohne Übergabe eines Bechers, das heißt es können laufend zwei Cups als Multiplexwürfe hin und her geworfen werden. Mit dieser Anzahl an Cups ist es auch möglich, drei Stück zu jonglieren ohne sie mit der Hand zu berühren, das heißt, zwei bleiben fix in den Händen, und die anderen drei werden mit diesen beiden geworfen und gefangen. Zum Start dieser Kaskade: Will man von drei Cups in der Hand nur die oberste werfen, hält man die mittlere mit dem Zeigefinger fest.
Wirft man zwei von drei Cups aus einer Hand, müssen diese nicht in verschiedenen Händen aufgefangen werfen, sondern es ist auch möglich, sie beide auf der selben Seite wieder aufzufangen.

Damit sind wir bei sechs Cups angelangt. Vier Becher sind in der Luft, wenn parallel oder versetzt zwei aus der linken und zwei aus der rechten Hand geworfen und in der selben oder der jeweils andern Hand aufgefangen werden.
Tja, viel Spaß, ihr vielen, die ihr jetzt kaum mehr erwarten könnt, euch bei nächster Gelegenheit Shakercups zu besorgen. Und noch ein Tipp zum Abschluss: Wenn ihr eure eigenen Gehörorgane schonen wollt, dann empfiehlt sich beim Jonglieren von Shakercups der Gebrauch eines Walkmans.



Roman Kellner (Wien, E-Mail: roman [AT] diekeulquappen . at) ist Jongleur und beschäftigt sich auch mit anderen Varietékünsten. Männliche Hälfte des ArtistInnenduos Die Keulquappen. Neben den Jonglierkeulen gilt sein besonderes Interesse dem heute selten verwendeten Jonglierrequisit Shakercup. Berufliche Tätigkeit als Journalist für Greenpeace Österreich, Redakteur und Verfasser zahlreicher Artikel für das österreichische Jongliermagazin Tick.
Martin Hammer (Wien) liebt Jonglieren (vor allem mit dem Devilstick) und Fotografieren und "schafft es manchmal sogar, beides zu verbinden" (O-Ton Martin).
Weitere Beiträge auf den Webseiten von jonglieren.at: siehe: Index: Kellner, Roman bzw. Index: Hammer, Martin
Das Foto "cup ist nicht gleich cup" stammt von der Tick-Redaktion.

Alle Rechte verbleiben bei Autor bzw. Fotografen. Veröffentlicht mit deren Einverständnis und mit freundlicher Genehmigung von Artis-Tick. Februar 2002.